Im Herbst 2021 kam in Österreich das KlimaTicket auf den Markt. Im Hintergrund steht die OneMobility GmbH, die für die Organisation im Hintergrund zuständig ist. Wir haben mit Jakob Lambert, Geschäftsführer One Mobility und ehem. Projektleiter KlimaTicket im Verkehrsministerium, unter anderem darüber gesprochen wie die One Mobility GmbH genau aufgebaut ist und wofür sie zuständig ist. Außerdem ging es um die Rolle des KlimaTickets in der Mobilitätswende und was uns in Zukunft erwarten wird.
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Wann ist die One Mobility GmbH entstanden und wer oder was steht dahinter?
One Mobility wurde vom Klimaschutzministerium, also der Republik Österreich, kurz vor dem Launch des KlimaTickets 2021 gegründet. Wir verstehen uns als Dienstleister, der im Hintergrund mithilft, den Zugang zu klimafreundlicher Mobilität zu erleichtern und dabei Synergien zu nutzen. Wir sind ein kleines Startup mit großen Plänen.
Letztes Jahr sind die ÖBB, die Verkehrsverbünde Tirol und Oberösterreich und die Innsbrucker Verkehrsbetriebe bei uns als Gesellschafter eingestiegen. Weitere Verkehrsverbünde und Stadtverkehre werden hoffentlich folgen.
Können Sie uns nun erklären, was genau die Aufgabe der One Mobility ist?
Wir haben drei Säulen. Wir organisieren Vertrieb, Marketing und Kundenservice für das KlimaTicket Ö. Wir bauen mit unseren Partnern eine nationale Vertriebsplattform mit einem breiten Produktportfolio und einem gemeinsamen Kundenkonto. Und wir erbringen für unsere Partner Services im Bereich Abrechnung und Debitorenmanagement als Shared Service Center des Öffentlichen Verkehrs.
Wenn ich das richtig verstehe, ist die One Mobility ein Glied zwischen Verkehrsunternehmen und Kunde – wie kann der Endkunde davon profitieren?
Wir helfen im Hintergrund mit, das Serviceversprechen der ganzen Branche zu verbessern: Die Fahrgäste werden in ihrem ÖV-Kundenkonto alle ihre gekauften Tickets sehen, egal ob ÖBB, Verkehrsverbund oder Stadtverkehr. Unsere Partner behalten ihre Apps und Schalter, aber sie können die Tickets aller Partner verkaufen und alle Services erbringen, auch wenn Kund:innen andernorts gekauft haben. Egal an wen sich Kund:innen mit einem Anliegen wenden, sie sind immer an der richtigen Stelle. Die Partner übernehmen also gemeinsam Verantwortung. Im Hintergrund wird auch gemeinsam an weiteren Innovationen wie neuen App-Features gearbeitet.
Zurück zum KlimaTicket. Wo waren bei der Implementierung die großen Herausforderungen?
Am Beginn haben nur wenige Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zugetraut, dass sie das KlimaTicket umsetzt. Schon gar nicht in 18 Monaten. Das war ein unbeschreiblicher politischer Kraftakt, der viel Mut und Durchsetzungsstärke erfordert hat.
Auf der Fachebene haben wir dafür ein agiles Projektsetup gewählt. Zwei Dinge waren fix: So rasch wie möglich live gehen und das Budget einhalten. Alles andere, also der Scope und der Weg dorthin, haben sich bis zum Launch laufend geändert. Für mich als Projektleiter war eine der größten Herausforderung, parallel zu Gesprächen und Verhandlungen mit allen möglichen Stakeholdern bereits in die technische, rechtliche und organisatorische Umsetzung zu gehen. Es waren mehrere öffentliche Stellen und Unternehmen beteiligt, die bewiesen haben, wie agil, dynamisch und innovativ die öffentliche Hand sein kann.
Stichwort Mobilitätswende: Welche Rolle spielt der Tarif bzw. der Preis, wenn wir über eine Verkehrswende sprechen? Ist günstiger auch gleich besser?
Dass es eine Mobilitätswende braucht, ist für mich unumstritten. Gerade in Österreich steigen die CO2-Emmissionen des Sektors Verkehr und machen Einsparungen in anderen Sektoren zunichte. Schon heute leidet unsere Lebensqualität enorm unter autozentrierter Stadt- und Raumplanung.
Für eine gelungene Mobilitätswende braucht es Push- und Pull-Maßnahmen. Ein attraktiver Öffentlicher Verkehr ist die wichtigste Pull-Maßnahme. Und hier haben wir eine „Heilige Dreifaltigkeit“: Es braucht eine sehr gute Schieneninfrastruktur, und es braucht ein sehr gutes Fahrplanangebot und es braucht auch einen niederschwelligen Zugang, insbesondere durch attraktive Preise. Das KlimaTicket Ö führt einen Höchstpreis für klimafreundliche Mobilität in Österreich ein und ist obendrein einfach und komfortabel. Wichtig ist zu betonen, dass es nicht zulasten der Investitionen in Infrastruktur und Fahrplanangebot geht. Im Gegenteil: Noch nie standen so viele Mittel für den Öffentlichen Verkehr zur Verfügung.
Das KlimaTicket gibt es nun schon über ein Jahr: Wie ist Ihre Bilanz dazu und wie geht es weiter?
Simulationen haben ergeben, dass vor Einführung des KlimaTickets 100.000 Österreicher:innen 1.000 Euro oder mehr für den öffentlichen Verkehr ausgegeben haben. Heute stehen wir bei 220.000 hoffentlich zufriedenen Kund:innen des KlimaTicket Ö. Das hat alle Erwartungen weit übertroffen. 56% der Kund:innen geben an, dass sie Wege vom Auto in die Öffis verlagert haben. Die ÖBB sind trotz Pandemie bereits wieder über dem Niveau von 2019.
Dieser Erfolg wird auch international viel beachtet, vor allem aus Deutschland, Frankreich aber auch der Schweiz erreichen uns viele Anfragen.
Wir haben den Plafonds noch lange nicht erreicht. Einer der nächsten Schritte auf der Convenience-Seite wird ein App-Ticket sein. Wir bei One Mobility sehen noch ein enormes Potenzial, für das KlimaTicket aber auch für die Mobilitätswende an sich. Es gibt noch viel zu tun!