Kommentar von ÖBB-Chef Andreas Matthä: Eine gemeinsame Strategie für die Luftfahrt

Jul 3, 2020 | Personenverkehr

Der ÖBB Generaldirektor und Präsident der Österreichischen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft, Andreas Matthä, spricht in seinem Kommentar über die Vernetzung von Bahn und Flugzeug, damit Klima, Menschen und Wirtschaft einer Region profitieren.


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Die Züge der ÖBB sind wieder grenzüberschreitend unterwegs und auch die Maschinen der AUA sind wieder in der Luft. In Österreichs wichtigste Verkehrsunternehmen kommt das Leben zurück. Ein entscheidender Schritt zur Absicherung des Wirtschaftsstandortes. Genauso entscheidend ist die optimale Vernetzung der Luftfahrt mit dem System Bahn. So wird ein Flughafen zum idealen Knotenpunkt für Langstreckenflüge und die heimische Wertschöpfung bleibt nicht auf der Strecke.

Billigflieger sind jedenfalls nicht die richtige Antwort auf die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen. Kurzstreckenflüge mit Enddestination in benachbarten Ländern sind für niemanden ein Gewinn. Nicht fürs Klima, nicht für die Wertschöpfung und besonders komfortabel ist eine solche Reise ja auch nicht. Lieber Railjet statt Billigjet muss die Devise sein. Laut VCÖ hat gerade Wien noch viel Potenzial bei der Reduktion von Kurzstreckenflügen. Die Auswahl der grenzüberschreitenden Verbindungen der ÖBB kann sich sehen lassen: von Wien aus geht es nach Venedig, Zürich, München, Budapest, Berlin und Bozen. Mit dem Nightjet kann man die europäischen Metropolen Zürich, Berlin, Brüssel und ab Dezember auch Amsterdam bequem über Nacht erreichen. Auch von Paris darf man in nächster Zeit schon träumen.

Auf der Langstrecke sieht die Rechnung natürlich anders aus. Solange es für die wertvolle globale Vernetzung von Menschen und Wirtschaft keine wirklichen Alternativen gibt, wird das auch so bleiben. Entscheidend ist dann die optimale Vernetzung zwischen Bahn- und Flugreise. Ein integriertes, gut aufeinander abgestimmtes System, stärkt den Standort Flughafen Wien und seine Rolle als Knotenpunkt für die Langstrecke. Das ist ja auch eines der wichtigsten Argumente von Austrian Airlines CEO Alexis von Hoensbroech.

Basis für einen funktionierenden Knoten Bahn/Flugzeug ist eine moderne Eisenbahn-Infrastruktur. Mit der Weststrecke haben wir dieses Ziel bereits erreicht. Flüge zwischen Linz und Wien kommen nur noch vereinzelt vor. Dank schneller Bahnverbindung unter zwei Stunden und der Möglichkeit, auch die Frühflüge zu erreichen, ist das Angebot insbesondere auch für die Business-Kunden attraktiv.

Wenn die neue Südstrecke Ende 2027 fertig ist, werden wir Klagenfurt – Schwechat in knapp drei Stunden fahren, aus Graz werden es circa zwei Stunden sein. Geplant ist zudem die Verlängerung der Bahnstrecke vom Flughafen Wien Richtung Bruck an der Leitha, weiter nach Györ bis nach Budapest. Ebenso der Ausbau der Nordstrecke nach Brno.
Beide Projekte erweitern die sogenannte Catchment Area auf fünf bis sechs Millionen Menschen.

Parallel dazu arbeiten wir an einem noch besseren Angebot. Gepäckstücke können in Zukunft beim Einsteigen in den Zug abgegeben werden. Ein Pilotprojekt dazu läuft. AiRail – das Ticket, das sowohl Bahn- als auch Flugstrecke umfasst – nutzen bereits 25.000 Fahrgäste pro Jahr. Die Bahnreise hat in diesem Fall eine eigene Flugnummer.

Ich bin mir sicher: die Rechnung wird unter dem Strich aufgehen: Eine gemeinsame Bahn- und Luftfahrtstrategie für Österreich schlägt sich letztlich auch in steigender Wertschöpfung nieder, während Billig-Airlines vor allem die Tendenz zum Lohndumping und einen erheblichen CO2-Abdruck hinterlassen.

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