SBB transportiert im ersten Halbjahr 2024 so viele Reisende wie nie zuvor

Sep 9, 2024 | Bahnunternehmen, Personenverkehr

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) verzeichneten im ersten Halbjahr 2024 einen Rekord bei der Anzahl beförderter Reisender. Zudem wurden trotz zahlreicher Baustellen Verbesserungen bei der Pünktlichkeit erzielt, insbesondere in der Westschweiz und im Tessin. Die finanzielle Lage bleibt jedoch angespannt.

Rekord bei Passagierzahlen und gesteigerte Pünktlichkeit

Täglich nutzten im ersten Halbjahr 2024 1,34 Millionen Menschen die Züge der SBB – ein Anstieg von 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Trotz dieses Rekords und mehreren tausend Baustellen auf dem Schienennetz erreichte die Pünktlichkeit der Personenzüge mit 93,8 Prozent einen neuen Höchstwert. Auch die Anschlusssicherheit lag mit 98,9 Prozent auf einem sehr hohen Niveau. Besonders positiv entwickelte sich die Pünktlichkeit in der Westschweiz und im Tessin.

Während der Personenverkehr verbesserte Pünktlichkeitswerte verzeichnete, verschlechterte sich die Situation im Güterverkehr. Die Sendungspünktlichkeit bei SBB Cargo sank um mehr als fünf Prozentpunkte auf 87,1 Prozent. Gründe dafür waren unter anderem die schwierigen Bedingungen am Gotthard, Probleme mit der Zuverlässigkeit der Lokomotiven sowie die eingeschränkte Verfügbarkeit von Personal.

Angespannte finanzielle Lage und Effizienzsteigerungen

Die SBB erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2024 einen Gewinn von 50,8 Millionen Franken – etwa halb so viel wie im Vorjahr. Hauptgründe dafür waren geringere Erträge im Güterverkehr sowie steigende Kosten bei der Infrastruktur und im Regionalverkehr. Trotz des Gewinns bleibt die finanzielle Situation der SBB angespannt. Um langfristig stabil zu bleiben, benötigt das Unternehmen einen jährlichen Gewinn von rund 500 Millionen Franken. Die Nettoverschuldung liegt weiterhin bei hohen 11,6 Milliarden Franken, und die SBB überschreitet weiterhin den vom Bund vorgegebenen Schuldendeckungsgrad, der bis 2030 auf 6,5 gesenkt werden soll.

Im März 2024 präsentierte die SBB ein langfristiges Zielbild für die Zukunft des Bahnverkehrs in der Schweiz. Zentral für das Unternehmen sind der Ausbau des Bahnnetzes und der Unterhalt der Infrastruktur, um den steigenden Mobilitätsbedürfnissen gerecht zu werden. Gleichzeitig soll die Effizienz gesteigert werden, um mehr Züge auf dem bestehenden Netz fahren zu lassen.

Positive Entwicklung im Fernverkehr, Rückgang im Güterverkehr

Der Fernverkehr erzielte im ersten Halbjahr 2024 ein positives Ergebnis von 32,3 Millionen Franken, was auf die gestiegene Nachfrage, insbesondere am Wochenende, zurückzuführen ist. Der Regionalverkehr hingegen verzeichnete ein Minus von 5,9 Millionen Franken, nachdem im Vorjahr noch ein Plus von 18,3 Millionen Franken erzielt worden war. Der Rückgang ist vor allem auf gestiegene Instandhaltungskosten für das Rollmaterial zurückzuführen.

Im Immobiliensektor konnte die SBB erneut ein positives Ergebnis verbuchen. Die Mieterträge stiegen um mehr als fünf Prozent, was auf höhere Umsatzmieten an den Bahnhöfen sowie auf Neuvermietungen von Wohn- und Geschäftsliegenschaften zurückzuführen ist. Insgesamt stieg das Ergebnis von 114,4 Millionen Franken im Vorjahr auf 121,3 Millionen Franken.

Güterverkehr kämpft mit Verlusten

Der Güterverkehr schrieb im ersten Halbjahr 2024 einen Verlust von 42,6 Millionen Franken, was einem deutlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr entspricht (2023: -18 Millionen Franken). Im nationalen Verkehr war insbesondere die Bauwirtschaft für den Rückgang verantwortlich, während im internationalen Verkehr die konjunkturelle Situation in Deutschland und Italien sowie Einschränkungen am Gotthard-Basistunnel eine Rolle spielten.

Um den Güterverkehr auf eine nachhaltige Basis zu stellen, plant die SBB eine Erneuerung des Rollmaterials, eine stärkere Digitalisierung und Automatisierung sowie faire Preise. Der Bund soll dabei unterstützend wirken, um den klimafreundlichen Güterverkehr auf der Schiene zu stärken.

Herausforderungen im Infrastrukturbereich

Die SBB verzeichnete im Infrastrukturbereich aufgrund gestiegener Kosten, vor allem im Bereich Unterhalt, ein schlechteres Ergebnis als im Vorjahr. Das Defizit im Bereich Infrastruktur Netz stieg von 17,1 Millionen Franken auf 37,8 Millionen Franken. Im Gegensatz dazu blieb das Ergebnis von Infrastruktur Energie stabil mit einem Gewinn von 48,6 Millionen Franken.

Ausblick

Die SBB steht vor großen Herausforderungen, sowohl finanziell als auch im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung des Bahnnetzes. Der Fokus bleibt auf Effizienzsteigerungen, den Ausbau der Infrastruktur und die Sicherstellung eines nachhaltigen und zuverlässigen Bahnbetriebs in der Schweiz.

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