Die Zukunft des Fernbusses und der Konkurrenzkampf mit der Bahn

Mai 27, 2018 | Personenverkehr

Wie bei der Schiene ist auch beim Fernbus das Thema Zukunft brisant. Wird es den Fernbus in Zukunft noch geben? Wie wichtig ist er für unsere Mobilität und ist der Bus wirklich ein Konkurrent zur Bahn?


Danke für euren Besuch am Blog – bevor Ihr weiterlest erlaubt mir einen Aufruf in eigener Sache:
Mir liegen #Verkehr, #Mobilität und vor allem die #ZukunftBahn sehr am Herzen und ihr wollt mich unterstützen?
Ich würde mich über euer Feedback und eure Meinungen in den Kommentaren sehr freuen. Wenn euch mein Beitrag gefällt, dann teilt ihn doch in den sozialen Medien, empfehlt meinen Blog weiter und abonniert mich auf Instagram und Twitter!


Hier geht’s zum Teil 1: Bahnkonkurrent Fernbus – Der Weg zum Boom

Was ist eure Meinung zum Fernbus? Schreibt mir in die Kommentare oder auf Twitter!

Bus gegen Bahn

Ich habe zum Thema Bus vs. Schiene Kai Neumann, Referent Bund Deutscher Omnibusunternehmer, befragt:
„Es braucht hier einen ehrlichen Diskurs: Die externen Kosten werden auch bei der Bahn nicht komplett erfasst. Die Datenlage ist hier insgesamt sehr dürftig, sowohl für den Bus als auch für die Eisenbahn. Wenn man sich die EEG- und Stromsteuerrabatte für Bahnstrom anschaut, stellt man fest, dass eine Kilowattstunde Bahnstrom in Deutschland stärker subventioniert wird als ein Liter Diesel. Und das gilt für Bahnstrom aus Atomkraftwerken genauso wie für Strom aus Braun- oder Steinkohle. Entsprechend bezeichnet das Umweltbundesamt nicht nur den ermäßigten Dieselsteuersatz sondern auch die EEG-Ausgleichsregelungen für Schienenbahnen als eine der wichtigsten umweltschädlichen Subventionen.
Die Ausgaben für CO2-Zertifikate lagen 2013 im SPFV deutlich unter 10 Millionen Euro. Die gesamte Deutsche Bahn hatte im gleichen Jahr für Klimazertifikate nur unwesentlich höhere Kosten als 30 Millionen Euro.
Die Entwicklung der Fahrgastzahlen im Fernverkehr der Deutschen Bahn zeigt doch, dass sie auch zu den derzeitigen Trassenpreisen ein erfolgreiches, attraktives Produkt anbieten kann. 2016 konnte der SPFV ein Fahrgastplus von über 7 Millionen Fahrgästen verzeichnen und auch für 2017 geht die Bahn von einem neuen Rekord aus. Eine Senkung der Trassenpreise ist also nicht erforderlich.“

kai_1

In der Konkurrenz zur Bahn spricht Kai Neumann vor allem den nächtlichen Verkehr auf der Straße als Zukunftsperspektive für die Autobahngiganten an:
„Nachtfahrten sind ausgesprochen attraktiv für Fahrgäste, so dass diese Art des Reisens auch in Zukunft nachgefragt werden wird. Die Hauptgründe sind sicherlich, dass sich Reisende eine Übernachtung am Ziel sparen, die Fahrtzeit durch Schlaf subjektiv kürzer wird und man mehr Zeit vor Ort hat. Der Knackpunkt ist dabei jedoch bei Zügen die Wirtschaftlichkeit des Betriebs. Da Billigflieger tagsüber viele Verbindungen abdecken, nutzen weniger Fahrgäste die Nacht zum Reisen, so dass es zu Problemen mit der Auslastung führt. Und hier kommt der Fernbus ins Spiel. Durch die geringere Gefäßgröße ist es viel leichter, zu einer Auslastung zu kommen, die einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglicht. Das Konzept Nachtbus funktioniert und wird immer stärker nachgefragt. Allerdings haben wir noch ein Problem mit der sogenannten Liegendbeförderung, die in Bussen verboten ist. Hier sind wir in Gesprächen mit der Politik, um eine Lösung zu finden, die das Reisen mit dem Nachtbus noch attraktiver macht.“

Mehr über das nächtliche Reisen könnt ihr auch bei Bahner im Gespräch zum Thema Nachtzug lesen!

Kai Neumann und der Bundesverband deutscher Omnibusunternehmer sind auch auf Twitter!

Aber nicht nur neue Angebote, sondern auch neue Antriebe sind ein Zukunftsthema. Flixbus ist neuerdings als weltweit erstes Unternehmen auch mit Elektrobussen im Fernbusbetrieb unterwegs. Man ist damit in Deutschland und Frankreich auf den Straßen, zum Beispiel auf der Strecke Paris und Amines.   Ob sich der alternative Antrieb durchsetzen kann, wird man jedoch erst sehen.

Aber die Zukunft des Fernbusses ist nicht nur auf der Straße?

Flixbus goes Schiene

Flixbus expandiert nicht nur in Amerika, wo die grünen Busse nun auch in Las Vegas, Los Angeles und Phoenix unterwegs sind. Insgesamt plant das Münchner Startup 1000 Verbindungen in den USA und man will den Platzhirschen wie Greyhound ordentlich einheizen?.

FlixTrain
Quelle: Flixtrain/Link: https://www.flixbus.at/unternehmen/presse/mediathek

Auch auf der Schiene tut sich bei Flixbus einiges. Angefangen hat es 2017, als Locomore Insolvenz anmeldete und Flixbus gemeinsam mit der tschechischen Privatbahn LeoExpress die deutsche Crowdfunding-Bahn übernommen hat. Die Marke Locomore blieb vorerst bestehen.
Flixbus-Gründer Schwämmlein zog Anfang dieses Jahres Bilanz zur Locomore-Übernahme:
„Wir sind mit den Zahlen auf der Strecke Berlin-Stuttgart bisher sehr zufrieden, vor allem mit dem Passagieraufkommen“, sagte Schwämmlein. Seit der Übernahme der Streckenvermarktung im Sommer 2017 habe Flixbus mehr als 150.000 Tickets verkauft. „Die Testphase hat super funktioniert. Deshalb dachten wir: Wenn wir das mit einem Zug schaffen, dann auch mit mehreren.“ [note] https://kurier.at/wirtschaft/flixbus-steigt-in-deutschen-bahnverkehr-ein/313.013.493 [/note]

Hier könnt ihr mehr über Locomore lesen: Locomore – Wie alles begann und die neue Zukunft

Der Start von Flixtrain war am 24.März 2018 zwischen Hamburg und Köln. Man hat hier den Hamburg– Köln-Express übernommen.
Seit April ist die Marke Locomore auch verschwunden und auf der Strecke Berlin – Stuttgart ist nun auch der grüne Flixtrain unterwegs.
Das Konzept von Flixtrain ist ähnlich wie bei Flixbus. Man ist zwar ein Eisenbahnverkehrsunternehmen, aber die Züge werden von LeoExpress und Bahn Touristik Express (BTE) betrieben. Flixtrain selbst kümmert sich um Marketing und Vertrieb.
Das Konzept funktioniert offenbar sehr gut und die Alternative zur DB wird auch sehr gerne angenommen. Ende April teilte der Flixtrain-Chef mit, dass man über Plan liege:

„Die Resonanz auf die Flixtrain-Züge übertrifft unsere Erwartungen“. [note] https://bahnimbild.wordpress.com/2018/04/28/flixtrain-will-liniennetz-erweitern/ [/note]
100.000 Buchungen wurden vom Start der Website Anfang März bis Ende April verzeichnet. Mit bis zu 500 Passagieren pro Zug liegt die durchschnittliche Auslastung zwischen 50 und 70 Prozent. [note] Vgl.: https://bahnimbild.wordpress.com/2018/04/28/flixtrain-will-liniennetz-erweitern/ [/note]

Nun setzt der neue Konkurrent der Deutschen Bahn auf Expansion: Ab Juli will man auf der Strecke Berlin – Stuttgart mit zwei Zugpaaren fahren und ab 2019 will man neue Strecken für sich gewinnen: Berlin – München und Berlin – Köln.

Quelle: Flixbus / Link: https://www.flixbus.at/unternehmen/presse/mediathek

Man setzt bei Flixmobility sehr stark auf eine Verknüpfung von Flixtrain und Flixbus, deshalb sind an den Bahnhöfen die Fernbusse an den Zug getaktet.

Ich habe zu diesem Thema mit Kai Neumann auch über eine engere Verknüpfung von Bus und Bahn gesprochen:

„Beide sind die umwelt- und klimafreundlichsten motorisierten Verkehrsmittel, beide sind unabdingbar für das Gelingen der Verkehrswende und beide haben jeweils individuelle Vorteile. Das Ziel muss doch sein, dass der gesamte öffentliche Verkehr so attraktiv ist, dass Bus und Bahn für mehr Menschen eine wirkliche Alternative zum Auto sind. Mal hat man wenig Zeit aber Geld und nimmt den Zug. Mal spielt Zeit keine so große Rolle, aber die Kosten sind bedeutsam, dann steigt man in den Bus. Punkt. Ich möchte, dass der Bus als ganz selbstverständlicher Teil des Verkehrssystems akzeptiert und mitgedacht wird und wir nicht wieder und wieder darüber diskutieren, wer wem Fahrgäste „wegnimmt“. Jeder Mensch der Bus oder Bahn nutzt, hilft beim Gelingen der Verkehrswende.“

Kai Neumann und der Bundesverband deutscher Omnibusunternehmer sind auch auf Twitter!

Flixmobility möchte sein Fernbus-Angebot künftig noch besser mit den Zügen verknüpfen. Ziel ist es, ein bundesweites Mobilitätsnetz, das gut 600 innerdeutsche Ziele miteinander verbindet, zu etablieren. [note] https://bahnimbild.wordpress.com/2018/04/28/flixtrain-will-liniennetz-erweitern/ [/note]

Meine Fernbuserlebnisse

Ich selbst habe eine Reise mit dem Bus von Wien nach Zadar in Kroatien unternommen. Gleich vorweg: Ich war ehrlich gesagt vom Fernbus nicht allzu begeistert. Dies mag natürlich einerseits daran liegen, dass ich mit Leib und Seele Bahnfahrer bin. Andererseits war meine Fernbusreise auch alles andere als vorzeigbar.
Ich möchte hier aber auch festhalten, dass das Reiseerlebnis sehr stark vom Anbieter abhängen wird. Die Hinreise geschah mit einem kroatischen Busunternehmen, Crnja Tours, welches hauptsächlich Fahrten von Mitteleuropa nach Kroatien anbietet.
Abgesehen davon, dass wir stundenlang im Stau standen, war es nicht möglich, mit dem Personal in Deutsch oder Englisch zu kommunizieren.
Bei der Rückfahrt nach Österreich mussten wir einmal in Zagreb umsteigen. Dort hat man uns gesagt, dass unser Bus bereits voll sei (das Ticket war schon 2 Monate gebucht) und wir auf einen Bus warten müssten. 3 Stunden später kam dieser Bus dann. Zu meiner Freude war es ein Fernlinienbus von Flixbus. Ein sauberer Bus mit funktionierendem WLAN und Steckdose. Man konnte mit dem Fahrer ganz einfach auf Englisch sprechen. Aufgrund dessen, dass wir den Stau bei der Heimfahrt umfahren hatten, konnten wir bereits bei der kroatisch-slowenischen Grenze unseren eigentlichen Bus, der 3 Stunden vor uns abgefahren war, überholen und kamen früher an als eigentlich geplant.

Mein Fazit
niki_1
Als Fazit kann man sagen, dass der Fernbus durch Vorteile wie Preis aber auch Pünktlichkeit gegenüber der Bahn durchaus punkten kann und für den Konsumenten eine praktische und günstige Alternative bietet.
Deshalb ist der Fernbus im europäischen Mobilitätsnetz ganz wichtig, weil man hier weite Strecken sehr günstig zurücklegen kann.
Aber auch im Falle von Streiks und Zugausfällen kann der Fernbus als zweites Netz schnell Abhilfe schaffen. Die Bahn hingegen punktet stark in Sachen Sicherheit, die sie sich dann auch entsprechend entlohnen lässt.
Für die Bahnunternehmen bietet ein Engagement am Busmarkt natürlich auch Vorteile. Sie können bestimmte Strecken testen oder kurzfristig anfahren, da man mit dem Bus sehr flexibel ist und keine Investitionen in Bahnhöfe oder Schienen notwendig sind. Somit kann ein Bahnanbieter sein Netz auch ideal und je nach Bedarf ergänzen.
Für mich bietet die Bahn aber einfach mehr Vorteile. Ich kann mir die Füße vertreten. Ich kann im Bordrestaurant gemütlich etwas essen und man fühlt sich meines Erachtens einfach sicherer. Und in vielen Fällen ist die Bahn dann ja doch schneller am Ziel.
Alles in allem bin ich aber derselben Meinung wie Kai Neumann. Ich glaube auch, dass es beide Verkehrsträger für eine Verkehrswende braucht und das der Bus ein wichtiger Mobilitätspartner in Europa ist.

Das könnte Euch auch interessieren:
Flixtrain
Locomore – Wie alles begann und die neue Zukunft.
Der RegioJet

 

Diesen Artikel auf Social Media teilen:

Ähnliche Artikel