Junge Menschen sind die Zukunft unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft. Gesellschaft und Politik wollen einen zukunftsfähigen Verkehrsträger schaffen und Bahnunternehmen wollen immer mehr Menschen auf die Schiene bringen. Für mich ist die Verkehrsverlagerung auf die Schiene sehr wichtig und ich beschäftige mich auch sehr intensiv damit, wie man gerade die jüngere Generation auf den Zug bringen kann. Deshalb habe ich dieses Mal die Experten und Unternehmen genau dazu befragt.
Bevor wir nun loslegen die Links zu den ersten Teilen meiner Beitragsreihe:
Bahner im Gespräch Teil 1
Bahner im Gespräch zum Thema Nachtzug
Bahner im Gesrpäch zum Thema Privatisierung
Welche Ideen haben Sie, wie man dem Zug, vor allem auch in der jüngeren Gesellschaft, ein besseres Image verpassen könnte und somit auch mehr Leute auf die Schiene bringen kann?
Starten wir gleich mit den zwei Wichtigsten auf Österreichs Schienen…
Bernhard Rieder – Pressesprecher ÖBB Holding:
Wenn sie nicht städtische Verkehrsmittel nutzen, sind Schüler normalerwiese ÖBB Kunden. Wir sehen, dass wir nach der Schule sehr viele Kunden verlieren und wir wollen ganz klar Jugendliche bzw. junge Erwachsene für unsere Bahnfahrerfamilie gewinnen. Wir haben da auch ein breites Angebot. Die Vorteils Card (VC) Jugend, wo man bereits um 19,90 Euro um den halben Preis fahren kann. Und auf der anderen Seite haben wir für Leute, die für die VC Jugend „zu alt“ sind auch die VC Classic um 66 Euro – wir wollen damit ganz klar preisliche Hürden beseitigen. Aber wir schaffen auch mehr Angebot für jüngere Menschen, vor allem im Bereich der späteren Züge. Um eben auch für Jugendliche, die nicht um 22 Uhr, sondern eben erst um 1 Uhr nach Hause fahren, da zu sein. Wir arbeiten hier eng mit den Städten und Ländern zusammen, zum Beispiel in Vorarlberg gab es spätere Züge durch das Rheintal und in Kärnten gab es im Sommer die Nightliner S-Bahn.
Hier könnt ihr mehr von Bernhard Rieder lesen.
Ines Volpert – Pressesprecherin Westbahn:
Wir sehen, dass wir gerade mit der Eisenbahn eine sehr breitgefächerte Zielgruppe haben. Gerade in Sachen Marketing ist dies oft schwierig, weil wir eben nicht die eine Zielgruppe haben, die man vielleicht bei einem anderen Produkt hat. Wir versuchen somit von Jugendlichen bis Senioren alle anzusprechen. Wir glauben, dass das Image der Bahn in der jungen Gesellschaft durchaus gut ist. Wir glauben aber, dass gerade das Ticketing sehr wichtig ist. Sprich, wie schnell, wie unkompliziert, wie zuverlässig komme ich an das Ticket, um die Bahn so schnell und bequem wie möglich in die Mobilitätskette einbinden zu können. Man muss aber hier auch eine Lanze brechen und sagen, dass unser System Bahn in Österreich sehr gut funktioniert, sowohl bei ÖBB als auch eben bei der Westbahn. Dass heißt, das Image der Bahn ist besser als man glaubt, auch wenn man immer nur hört, wenn etwas nicht klappt ;).
Dr. Benedikt Weibel – ehem. Chef der SBB und Aufsichtsratsmitglied der Westbahn:
In der Schweiz wird die Bahn von der Jugend sehr gut angenommen, da hat fast kein junger Mensch ein Auto und oft sogar nicht einmal einen Führerschein.
Thomas Posch – CCO Westbahn und ehem. Mitarbeiter der ÖBB Personenverkehrs AG:
Ich glaube, dass von ÖBB und Westbahn hier bereits sehr viel getan wurde und dass das Image recht gut ist. Ich glaube auch, dass Bahnfahren in Österreich sehr billig ist, und es geht ja eben auch darum, Zugfahren für die junge Gesellschaft leistbar zu machen. Die große Frage ist: Wie bekomme ich Leute von der Straße auf die Schiene? Aber Bahnfahren ist bereits sehr cool und man hat schon viele Leute erreicht und man erreicht auch immer mehr Menschen, aber wenn jemand nicht überzeugt ist, wird man das nur sehr schwer ändern können. Es liegt an den Bahnbetreibern ihr Möglichstes zu tun, gerade in Sachen neue Medien mitzugehen aber auch Zugangsbarrieren zu reduzieren. Wir gehen auch bewusst den Weg bei der Personalauswahl, auf Leute zu setzen die eher einen Jungen ansprechen, als ein griesgrämiger Schaffner.
Aber irgendwo hats ein Ende, wer nicht will soll es lassen.
Wenn ihr mehr von Thomas Posch in den sozialen Medien lesen wollt, dann müsst ihr wohl eure #followerpower einsetzen und @Westbahn1 auf Twitter beknien, ihn ab und zu direkt zu Wort kommen lassen 🙂
Klaus Garstenauer – Leiter Nah-und Regionalverkehr ÖBB:
Vergessen Sie das Image, das ist echt ein veraltetes und introspektives Konzept. Entscheidend ist, was für einen wahrgenommenen sozialen Status wir unseren Fahrgästen durch die Nutzung unserer Dienstleistung geben. Ist Bahnfahren so einfach, angenehm und nützlich, dass der Nutzer (m/f) damit smart, selbstbestimmt und bereichert ist? Dann wird Bahnfahren ein Attribut des (Wunsch-)Selbstbildes einer Person sein und er oder sie wird auch ganz selbstverständlich darüber berichten, d.h. Bahnfahren zu einem Teil seines/ihres Lebensstils machen. Und wenn nicht, dann eben nicht.
Klaus Garstenauer ist auch auf Twitter!
Tim Grams „der bloggende Bahner“ – Bahnblogger und Social Media Redakteur bei DB Vertrieb GmBh:
Dazu braucht es keine neuen Ideen. Die junge Gesellschaft hat noch weniger Geduld als es die Menschen sowieso schon haben. Zeit ist neben Essen und Trinken das wichtigste Kulturgut. Somit muss man auf der Schiene Versprechen halten. Kurz: Der Fahrplan und die Pünktlichkeit aber auch die Information über alle Kanäle müssen stimmen. Mehr braucht es als Grundlage erstmal nicht. Die Zeit, die man im Zug gewinnt, muss man nutzen können und das mit entsprechender Internetverfügbarkeit. Das steht unter aktuellen Umständen allerdings erst auf Platz 2.
Besucht Tim auf seinem Blog und folgt ihm auf Twitter.
Dirk Flege – Geschäftsführer Allianz pro Schiene:
„Leute auf die Schiene bringen“ klingt mir zu dirigistisch. Die Leute entscheiden selber, wie sie reisen möchten, und sie sind in ihrer Wahl gar nicht einmal besonders schwer zu verstehen. Ich denke, die Eisenbahnen müssen sich noch mehr Gedanken darüber machen, was zukünftige Fahrgäste überzeugen könnte: Schnelle Züge, schicke Züge, Züge, die in der Nacht zum Schlafwagen werden und bei Tag ein Restaurant bieten. Züge mit WLAN, Züge, die im Takt verkehren. Züge mit Personal an Bord. Ein Problem können die Eisenbahnen allerdings nicht lösen: Viele Reisende sagen, das Hauptproblem bei der Eisenbahn seien die Mitreisenden.
Folgt Dirk Flege und Allianz pro Schiene auf Twitter!
Niki Schmölz
Die wichtigste Voraussetzung für mich ist, dass die Rahmenbedingungen stimmen, das heißt Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Sauberkeit und Kapazitäten. Genauso wichtig sind aber auch Digitalisierung und Flexibilität beim Erwerb von Tickets sowie mehr Angebot an Wochenenden und in der Nacht. Aber auch Digitalisierung im Zug, sprich WLAN, OnBoard-Portal mit Informationen über die Reise (Anschlüsse, Verspätungen, etc.) und Filme, Serien oder ein digitaler Zeitungskiosk für Unterhaltung gehören für mich zu einer modernen Bahn.
Mehr zu diesem Thema könnt ihr hier lesen: Generation Y und die Bahn – Wie wird die Bahn Teil eines modernen Lebensstils?
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Welche Ideen hast du, um der Bahn ein besseres Image zu verpassen und mehr Leute auf die Schiene zu bringen? Welcher Experte trifft in deinen Augen den Nagel auf den Kopf?
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