Der Rohbaustollen Angath ist die erste große Baumaßnahme für den zweiten Ausbauschritt der neuen Unterinntalbahn. Zwischen Schaftenau und Radfeld werden die ÖBB am Nordzulauf zum Brenner Basistunnel eine mehr als 20 Kilometer lange Eisenbahn-Neubaustrecke errichten. Ziel des Vorhabens ist, den Bahnhof Wörgl zu entlasten und den Kunden im Nah- und Fernverkehr zusätzliche zeitgemäße Kapazitäten im Schienenverkehr durch das Unterinntal bereitzustellen.
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Am Montag, 26. Juni 2023 haben die ÖBB den Rohbaustollen Angath offiziell im Beisein von ÖBB-Infrastruktur AG Vorstandsdirektorin Judith Engel, Landesrat René Zumtobel, Bürgermeisterin der Gemeinde Angath Sandra Madreiter Kreuzer, Bürgermeister der Gemeinde Angerberg Walter Osl sowie Pastoralassistentin Mona Mráz angeschlagen. Tunnelpatin Justina Osl hat persönlich den ersten offiziellen Abschlag vorgenommen.
Vorstandsdirektorin Judith Engel, ÖBB-Infrastruktur AG: „Die ÖBB-Infrastruktur AG steht für Ausbau und Modernisierung des Schienennetzes in ganz Österreich. Sicherheit, Pünktlichkeit und Komfort für Bahnreisende sind unsere obersten Prioritäten. Mit dem Rohbaustollen Angath setzen wir einen weiteren wichtigen Schritt zur Umsetzung von zukunftweisender Bahninfrastruktur am Brenner-Nordzulauf.“
Mario Fankhauser, Geschäftsführer BeMo Tunnelling GmbH, Vertreter der ARGE BeMo – ÖSTU-STETTIN: „Im Namen der ARGE Rohbaustellen Angath bedanke ich mich für das Vertrauen, das in uns als Allianzpartner gesetzt wird. Unter einer größeren Anzahl an Bietern konnten wir uns in wirtschaftlicher aber vor allem auch in persönlicher Hinsicht beweisen und den Auftrag zum Bau des Rohbaustollens Angath gewinnen. Nun stehen wir vor der Herausforderung, dieses Allianzprojekt im Sinne des „Best-for-project-Prinzips“ zu realisieren.“
Landesrat René Zumtobel, Tiroler Landesregierung: „Der heutige Start der Stollenbauarbeiten in Angath ist ein kräftiges Lebenszeichen für den weiteren Ausbau der Schieneninfrastruktur am Brennerkorridor und damit für die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Damit der Brenner-Basistunnel künftig sein volles Potenzial ausschöpfen kann, sind die Zulaufstrecken essentiell. Tirol kommt seinen Verpflichtungen in dieser Hinsicht vollumfänglich nach. Es geht darum, Waren vermehrt umweltfreundlich auf der Schiene zu transportieren und das Transportvolumen auf der Straße zu reduzieren – das ist das Gebot der Stunde. Der Ausbau der Bahninfrastruktur ist dringend notwendig und ein unumgänglicher Schritt, um die Gesundheit der Bevölkerung und unser Klima zu schützen.“
Geologische Erkenntnisse und Logistikdrehscheibe
Der Bau des Rohbaustollens für die neue Bahntrasse wird rund zwei Jahre in Anspruch nehmen. Die Planer der ÖBB erwarten sich zusätzliche detaillierte Kenntnisse zur Geologie des Angerbergs. Für den Bau des zweigleisigen Haupttunnels kann der Rohbaustollen später als Logistikdrehscheibe verwendet werden. An mehreren Stellen gleichzeitig können so die großen Tunnelbaufahrzeuge zum Einsatz gebracht werden. Das verkürzt die Bauzeit und reduziert die Kosten des zukünftigen Bahntunnels. Nach Inbetriebnahme des Eisenbahntunnels wird der Stollen zum Rettungstunnel ausgebaut und wird so zu einem wesentlichen Element der Sicherheitsarchitektur der neuen Bahnanlagen aufgewertet.
Kostenstabilität und optimale Qualität durch neues Vertragsmodell
Für den Bauauftrag haben die ÖBB ein alternatives Vertragsmodell gewählt. Auf Basis eines Allianzvertrages soll partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Baufirmen größtmögliche Kostenstabilität und optimale Qualität sichern. Eine erfolgreiche Bauabwicklung ist sowohl für die ÖBB als auch für die Baufirmen von Vorteil. Das Allianzvertragsmodell ist in Österreich bei großen Bauvorhaben noch sehr neu. Entsprechend interessiert werden Fachleute den Baufortschritt in Angath beobachten.
Zentraler Europäischer Verkehrskorridor
Die Neubaustrecke Schaftenau – Radfeld am Nordzulauf zum Brenner Basistunnel ist Teil des europäischen Skandinavien-Mittelmeer Kernnetzkorridors. Das Herzstück der mehr als 9000 Kilometer langen Verkehrs-Verbindung ist der Brenner Basistunnel. Durch den konsequenten Ausbau der Schieneninfrastruktur auch an den Zulaufstrecken werden zusätzliche Schienenverkehrskapazitäten geschaffen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit zum weiteren Ausbau des regionalen Personennahverkehrs auf der Schiene. Durch Förderungen Unterstützt die Europäische Union sowohl die Bauarbeiten am Brenner Basistunnel als auch an den nördlichen und südlichen Zulaufstrecken. Aktuell befindet sich das Hauptprojekt Schaftenau – Radfeld noch in der Genehmigungsphase. Die ÖBB erwarten in wenigen Monaten die Durchführung der öffentlichen mündlichen Detailgenehmigungsverhandlung.
Zahlen, Daten, Fakten zum Projekt
- 20,5 Kilometer Neubaustrecke
- 14,4 Kilometer zweigleisiger Eisenbahntunnel
- 1 neue barrierefreie Haltestelle Langkampfen
- 750 Meter maximale Zuglänge
- 230 km/h maximale Fahrgeschwindigkeit
- 1600 Tonnen maximales Zuggewicht
- 2,6 Kilometer Rohbaustollen
- 2023 – 2025 Vortrieb Rohbaustollen, 6 Querschläge, 110 Meter „Probestrecke“ Haupttunnel
- Inbetriebnahme Neubaustrecke 2034