ÖBB Chef Matthä: „Um den Normalbetrieb wiederherzustellen brauchen wir 72 Stunden“

Apr. 2, 2020 | Interviews, Personenverkehr

Der Corona-Virus ist für uns alle eine Herausforderung und erfordert starke Einschränkungen. Trotzdem ist es umso wichtiger, dass in Österreich die Versorgung, und die Mobilität von Personen gesichert ist.
Ich konnte mit dem ÖBB Generaldirektor, Andreas Matthä, über die aktuelle Situation bei den Österreichischen Bundesbahnen sprechen, und wie es danach weitergeht.


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Vorstandsvorsitzender ÖBB Holding AG Andreas Matthä – Bildquelle: ÖBB/Andreas Jakwerth

Wo liegen für die ÖBB in der Krise aktuell die Aufgaben?

Wir halten Österreich weiterhin am Laufen! Unser Job ist es Menschen dort hin zu bringen wo Sie gebraucht werden, so bringen wir Gesundheitspersonal, PolizistInnen, VerkäuferInnen und all jene die in der Krise besonders gebraucht werden, sicher in die Arbeit und wieder nach Hause zu Ihren Familien! Wir halten somit die Mobilität im Land aufrecht.
Im Güterverkehr gibt es zwar auch Rückgänge, aber wir können sagen, dass viele internationale Verkehre sehr gut laufen und wir nicht nur Österreich versorgen, sondern wir liefern, zum Beispiel Toilettenpapier, nach ganz Europa.

Wie hat sich der Betriebsablauf und der Workflow im Unternehmen verändert, um hohe Sicherheits- und Gesundheitsstandards für MitarbeiterInnen wie auch für KundInnen zu ermöglichen?

Unser oberstes Ziel ist immer bestmöglicher Schutz für Fahrgäste und für unsere MitarbeiterInnen in den Zügen. Deshalb haben wir schon vor Wochen begonnen unsere Züge und Bahnhöfe intensiv zu reinigen. So werden die Züge mehrmals täglich gereinigt, dass heißt es werden zum Beispiel Druckknöpfe und Haltestangen desinfiziert.
Aber auch die Führerstände werden in sogenannten „Boxenstopps“ durch ein ganzes Team gereinigt um für jeden Lokführer und jede Lokführerin einen sauberen und sicheren Arbeitsplatz zu ermöglichen.
Ansonsten fahren wir gerade einen Sonntagsfahrplan, den wir aber in der Früh und am Abend verstärkt haben. Dadurch stellen wir sicher, dass in den Zügen genügend Abstand ist. In der Ostregion haben wir vor kurzem auch wieder Züge aufgestockt, weil wir gesehen haben, dass es vereinzelt zu knapp bemessen war.

Wird es aufgrund der Corona-Krise zu Verzögerungen beim Bahnausbau kommen?

Uns war es wichtig, den Baufirmen zu ermöglichen weiter zu arbeiten, weil es einerseits die Arbeitsplätze in der österreichischen Bauwirtschaft sichert und andererseits können wir so den Infrastrukturausbau weiterführen.
Die einzige Baustelle die wir einstellen müssen, wegen behördlicher Anordnungen aus Italien und Restriktionen in Tirol, ist der Brenner Basis Tunnel. Hier kann es zu Verzögerungen kommen, weil das Hochfahren einer so großen Tunnelbaustelle sehr viel Zeit beansprucht.

Vor allem für die Zeit nach der Krise sind die Investitionen in die Bahninfrastruktur von großer Bedeutung! Weil wir bei diesen Infrastrukturprojekten über 95% heimische Wertschöpfung haben, Arbeitsplätze über Jahre hinweg sichern und so einen wichtigen wirtschaftlichen Impuls setzen, der vor allem auch nach der Corona-Krise wichtig sein wird!

Warum die österreichischen Bahntunnel-Projekte so wichtig sind!

Wie bereitet sich die ÖBB für die Zeit nach der Krise vor? Wie lange wird es dauern, bis der Normalbetrieb auf Österreichs Schienen wieder ermöglicht werden kann?

Wir haben zurzeit natürlich deutlich weniger Triebfahrzeugführer, Zugbegleiter und Buslenker im Einsatz. Beim Postbus beispielsweise fahren wir zurzeit 30 % weniger bestellte Verkehre und auf der Schiene, wie eben erwähnt, fahren wir einen Sonntagsfahrplan.
Um den Normalbetrieb wiederherzustellen und unsere Verkehre wieder hoch zu schrauben brauchen wir gut 72 Stunden.

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