Die Europäische Seidenstraße

Sep 11, 2018 | Güterverkehr & Logistik, Infrastruktur, Innovation

Das chinesische Großprojekt „One Belt, One Road“ ist auf der ganzen Welt in aller Munde. Die über 900 Milliarden schwere Initiative soll auf fast allen Kontinenten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwung bringen und vor allem auch Infrastrukturen auf ein neues Level heben. Durch Hochgeschwindigkeitsstrecken, große, moderne Terminals und Abbau von Handelshemmnissen sollen vor allem Europa, China und Russland näher zusammenwachsen. Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche, kurz wiiw, hat nun einen ganz anderen Vorschlag für den Wirtschafts- und Industriestandort Europa – die „Europäische Seidenstraße“.
Wie sieht das Projekt aus, was ist der Hintergedanke und welche Vorteile verspricht man sich?


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Warum eine europäische Seidenstraße

Einer der Grundgedanken des Infrastruktur-Großprojekts ist die wirtschaftliche Stärkung des Standortes Europa. Einerseits, um gegen andere Wirtschafts- und Industriestandorte wettbewerbsfähig zu bleiben. Auf der anderen Seite könnte es auch eine Antwort auf das chinesische Großprojekt „One Belt, One Road“ sein, wo Europa sich eher mit Zurückhaltung beteiligt während China sich einen Wirtschaftsraum über mehrere Kontinente erschließt.
Es geht außerdem auch darum, Defizite innerhalb Europas auszugleichen und somit Potenziale zu stärken. Hier denkt man vor allem an massive Infrastrukturlücken im Osten Europas. [note] Vgl.: Die Europäische Seidenstraße, Forschungsbericht Juli 2018; Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche; Mario Holzner, Philipp Heimberger, Artem Kochnev [/note]

Die Seidenstraße für Europa

europ_SeidenstraßeQuelle: Die Europäische Seidenstraße, Forschungsbericht Juli 2018; Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche; Mario Holzner, Philipp Heimberger, Artem Kochnev

Im Wesentlichen soll das Projekt aus 2 Routen bestehen:
Die Nordroute (blau dargestellt) über Frankreich, Deutschland, Polen und weiter bis Russland mit Anbindung an den nördlichen transasiatischen Korridor.
Bei dieser Route besteht das Potenzial diese über Barcelona und Madrid bis Portugal zu verlängern.
Die Südroute (rot dargestellt) verläuft von Italien, der Schweiz, Süddeutschland, Österreich, Ungarn weiter über Rumänien bis zum transasiatischen Korridor. Die Südroute beginnt am wichtigsten TEN Nord-Süd Korridor (Antwerpen-Genua).
Mehr über Transeuropäische Netze könnt ihr hier lesen.

Beide Korridore bilden innerhalb Europas Ost-West Achsen und binden somit auch fast ganz Europa an die Achsen der Seidenstraße an. [note] Vgl.: Die Europäische Seidenstraße, Forschungsbericht Juli 2018; Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche; Mario Holzner, Philipp Heimberger, Artem Kochnev [/note]

Am Landweg ergeben sich in Europa insgesamt (mit Verlängerungen) 11.000 Kilometer an Wegstrecken. [note] Vgl.: Die Europäische Seidenstraße, Forschungsbericht Juli 2018; Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche; Mario Holzner, Philipp Heimberger, Artem Kochnev [/note]

Die Korridore sollen vor allem ein überörtliches Transport-Verkehrssystem, vorbei an lokalen Verkehrsnetzen, bilden. Man spricht von einem Expresssystem.
Mit Terminals und Umschlagszentren will man an die Lokalverkehre anknüpfen.

Die Achsen sollen hauptsächlich aus Hochgeschwindigkeitsstrecken auf der Schiene und Autobahnen – in Verbindung mit See-, Fluss- und Flughäfen – bestehen. [note] Vgl.: Die Europäische Seidenstraße, Forschungsbericht Juli 2018; Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche; Mario Holzner, Philipp Heimberger, Artem Kochnev [/note]

Zu den Kosten des Projekts heißt es im Forschungsbericht:

Der Vollausbau würde rund 1.000 Milliarden Euro oder rund 8% des Bruttoinlandsproduktes der auf den beiden Routen liegenden Länder ausmachen. Die Kosten relativ zur Wirtschaftsleistung der EU machen rund 7% aus. [note] Vgl.: Die Europäische Seidenstraße, Forschungsbericht Juli 2018; Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche; Mario Holzner, Philipp Heimberger, Artem Kochnev [/note] 

Welche Vorteile kann das Projekt bringen?

Der Grundgedanke des Projekts, wie schon oben angesprochen, ist natürlich wirtschaftlicher Erfolg und eine Stärkung des Standortes Europa.
Man spricht davon, dass man über einen Investitionszeitraum von 10 Jahren entlang der Routen mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 3,5 % und einem massiven Anstieg der Beschäftigung rechnen kann. Unter guten Bedingungen spricht man sogar von bis zu 7 Millionen neuen Jobs in ganz Europa.
Die Investitionen in das Projekt selbst, sprich in die Infrastruktur, schaffen Wertschöpfung und Arbeitsplätze. In Österreich bringen die Baumaßnahmen bis zu 34.000 Jobs und unter günstigen Umständen kann die Europäische Seidenstraße bis zu 121.000 neue Arbeitsplätze in Österreich schaffen. [note] Vgl.: Die Europäische Seidenstraße, Forschungsbericht Juli 2018; Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche; Mario Holzner, Philipp Heimberger, Artem Kochnev [/note]

Es entstehen zuverlässige und moderne Transportachsen, somit werden durch kürzere Reisezeiten und vereinfachte Transportmöglichkeiten auch die Exporte ansteigen. Speziell Österreich könnte hier massiv profitieren, wenn die Russlandexporte, wie geschätzt, um 14 % ansteigen; dies wären immerhin zirka 330 Millionen Euro.

Abgesehen von den wirtschaftlichen Vorteilen investiert man unter anderem in das europäische Eisenbahnsystem. Somit gewinnt auch der transeuropäische Verkehr auf der Schiene. Der Schienentransport wird durch mehr Kapazitäten und Transportzeitverkürzungen deutlich attraktiver und konkurrenzfähiger. 

Mein Fazit
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Meiner Meinung nach ist es ein großartiges Projekt, um die Wirtschaft und die Infrastruktur in Europa zu stärken. Vor allem für die Zukunft Bahn in Europa kann dies eine große Chance sein, denn der Verkehrsträger Schiene ist ja ein wichtiger Pfeiler des Projekts. Auch wenn ich mir wünschte, dass man vermehrt auf umweltfreundlichere Verkehre, wie eben die Bahn, setzte und von vorn herein weniger in Autobahnen sowie Flughäfen investierte. Das wären nämlich Investitionen in ein eher rückschrittliche Konzepte, vor allem auf der Straße.
Der Verkehrsträger Schiene würde durch moderne Strecken für Personen- und Güterverkehr profitieren und dies wäre ein weiterer Schritt in Richtung echter Konkurrenzfähigkeit gegenüber Automobil und Flieger und somit ein Gewinn für eine Verkehrswende und unser Klima. Außerdem würde man auch im Osten Europas einen wichtigen Schritt für dem Bahnausbau unternehmen und das System Bahn würde an Attraktivität deutlich dazugewinnen.

Ich denke aber keinesfalls, dass die „Europäische Seidenstraße“ ein Konkurrenzprodukt zur chinesischen Initiative „One Belt, One Road“ ist. Vielmehr würde die geplante Verknüpfung beider Projekte Wirtschaft und Gesellschaft pushen und für gute Erreichbarkeiten und zu einer modernen Mobilität der Zukunft beitragen.

Außerdem ist es ein gesamteuropäisches Projekt, das sowohl den wirtschaftlichen als auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken würde!

Den gesamten Forschungsbericht könnt ihr hier lesen: Die Europäische Seidenstraße

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